Wann muss eine Carotisstenose operiert werden?
Ob eine Operation notwendig ist, hängt vom Schweregrad der Erkrankung, dem Vorliegen von Symptomen und der individuellen Risikofaktoren des Patienten ab. Wenn eine Carotisstenose Symptome wie vorübergehende Sehstörungen, Schwindelanfälle oder Sprachstörungen verursacht, wird normalerweise eine operative Revaskularisation angestrebt. Ziel ist es, das Risiko eines Schlaganfalls zu verringern und die Durchblutung des Gehirns wiederherzustellen.
Bei einer starken Verengung der Halsschlagader besteht ein erhöhtes Schlaganfallrisiko, unabhängig davon, ob Symptome vorliegen oder nicht. In solchen Fällen kann eine Operation erwogen werden, um das Risiko eines zukünftigen Schlaganfalls zu minimieren. Selbst wenn die Symptome stabil sind und keine akuten neurologischen Ereignisse auftreten, kann ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden, um das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen und das Risiko von zukünftigen Komplikationen zu senken.
Bei asymptomatischen Carotisstenosen wird die Entscheidung für eine Operation individuell getroffen, wobei Faktoren wie das Alter des Patienten und seine Lebenserwartung sowie die Beschaffenheit des Plaques in der Halsschlagader berücksichtigt werden. In einigen Fällen kann eine medikamentöse Therapie ausreichen.
Wie sieht die Therapie bei Carotisstenose aus?
Die Therapie bei Carotisstenose zielt darauf ab, die Durchblutung des Gehirns zu verbessern und das Risiko eines Schlaganfalls zu reduzieren. Die Behandlungsoptionen können je nach Schweregrad der Erkrankung, individuellen Risikofaktoren und dem Gesundheitszustand des Patienten variieren.
Zunächst erfolgt eine gründliche Untersuchung des Patienten, um die Diagnose zu bestätigen. Aufgrund der langsamen Progression der Krankheit und ihrer potenziell schwerwiegenden Folgen ist eine frühzeitige medizinische Abklärung entscheidend. Das Schlaganfallrisiko steigt mit der Dauer, in der die Erkrankung unentdeckt und unbehandelt bleibt.
Die Diagnose einer Carotisstenose erfolgt üblicherweise mittels bildgebender Verfahren wie Duplexsonographie, Magnetresonanztomografie (MRT), Computertomografie (CT) oder digitaler Subtraktionsangiographie (DSA). Basierend auf den Diagnoseergebnissen und unter Berücksichtigung des individuellen Krankheitsverlaufs entscheide ich gemeinsam mit dem Patienten über das weitere Vorgehen.
Die Therapie kann medikamentös oder chirurgisch erfolgen, abhängig von verschiedenen Faktoren wie dem Ausmaß der Verengung, dem Vorhandensein von Symptomen und den individuellen Risikofaktoren des Patienten.
Konservativ-medikamentöse Maßnahmen
In manchen Fällen können konservativ-medikamentösen Maßnahmen zur Behandlung von Carotisstenose herangezogen werden. Ein Ansatz besteht darin, Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel einzusetzen, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. Diese Medikamente können das Risiko für thrombotische Ereignisse, insbesondere Schlaganfälle, verringern, indem sie die Gerinnungsfähigkeit des Blutes reduzieren.
Darüber hinaus können Medikamente zur Senkung erhöhter Blutfettwerte verschrieben werden, da ein hoher Cholesterinspiegel zu Arteriosklerose beitragen und das Fortschreiten der Carotisstenose beschleunigen kann. Die medikamentöse Therapie kann auch die Verwendung von Blutdrucksenkern, Cholesterinsenkern und blutverdünnenden Medikamenten umfassen. Blutdrucksenker helfen dabei, den Blutdruck zu stabilisieren und somit das Risiko von Gefäßschäden zu reduzieren. Cholesterinsenker helfen, die Cholesterinspiegel im Blut zu senken, was wiederum das Risiko für Arteriosklerose und weitere Verengungen der Halsschlagadern verringern kann. Blutverdünnende Medikamente tragen dazu bei, das Blut flüssiger zu machen und das Risiko von Blutgerinnseln zu minimieren.
Zusätzlich zur medikamentösen Therapie empfehle ich meinen Patienten einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Regelmäßige körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und den Verzicht auf das Rauchen können dazu beitragen, die Risikofaktoren für die Entwicklung und das Voranschreiten der Erkrankung zu reduzieren und die allgemeine Gesundheit zu verbessern.
Endovaskuläre Therapie
Die endovaskuläre Therapie wird für Patienten empfohlen, wo es nach einer Bestrahlung der Halsregion bei Tumorerkrankungen zu einer Einengung der Halsschlagader gekommen ist oder wo nach einer bereits stattgefunden Operation der Halsschlagader zu einer Rezidivstenose gekommen ist. Ein häufig angewandtes Verfahren ist die Carotis-Stentimplantation, bei der ein Stent in die verengte Halsschlagader eingeführt wird, um sie offen zu halten und den Blutfluss zu verbessern. Dieser minimalinvasive Eingriff erfolgt üblicherweise über die Leistenarterie und erfordert oft keine Vollnarkose. Zur weiteren Risikominimierung kann auch die Platzierung eines Filters erwogen werden, um das Risiko von Blutgerinnseln während des Eingriffs zu verringern. Diese Behandlungsmethode ist besonders geeignet für Patienten mit bestehenden Grunderkrankungen, die ein deutlich erhöhtes Operationsrisiko haben.
Operation
Zu den operativen Behandlungsmethoden der Carotisstenose gehören die konventionelle Patchplastik-Thrombendarterektomie (TEA) und die Eversions-Endarterektomie (EEA), die beide darauf abzielen, den einengenden Plaque aus dem Gefäss zu entfernen und eine genaue anatomische Rekonstruktion des Gefäßes sicherzustellen.
Bei der Patchplastik-TEA wird der Plaque in der Halsschlagader operativ entfernt, und anschließend wird ein Patch entweder aus körpereigenem Gewebe wie der Vene des Patienten oder biologisches Material verwendet, um die Arterie nicht beim Verschluss einzuengen. Diese Methode ermöglicht eine genaue Rekonstruktion des Gefäßes und hilft, das Risiko von Komplikationen zu verringern.
Die Eversions-EA hingegen beinhaltet eine etwas andere Rekonstruktionsmethode. Hier wird die verengte Stelle der Halsschlagader ebenfalls operativ entfernt, jedoch wird die Arterie umgestülpt (evertiert) und dann wieder zusammengenäht. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass es weniger häufig zu Verengungen oder Engpässen im Bereich der Nahtstelle kommt.
Die Operation führe ich in der Regel unter örtlicher Betäubung durch, um eine belastende Vollnarkose zu vermeiden. Das ermöglicht auch eine Funktionskontrolle des Gehirns während der sensiblen Phase der Gefäßausklemmung, bekannt als Wachmonitoring. Bei Bedarf kann die OP auch unter Vollnarkose durchgeführt und die Hirnfunktion während des Eingriffs mittels Neuromonitoring überwacht werden.
Während des Eingriffs schneide ich einen kleinen Hautschnitt entlang der Halsschlagader ein, um das Blutgefäß und die Engstelle freizulegen. Anschließend trenne ich das Gefäß ab, stülpe die Enden nach außen um und entferne die Verkalkung. Je nach Bedarf nähe ich einen Venenflicken ein oder lege vorübergehend einen Überbrückungskreislauf (Shunt) an. Die gesamte Operationsdauer beträgt etwa eine Stunde, wobei ich die Halsschlagader nur für 15 bis 30 Minuten abklemme. Die Qualität der Gefäßrekonstruktion wird am Ende des Eingriffs mittels einer Röntgenuntersuchung überprüft.
Nachsorge
Nach der Operation sollten Sie sich ausreichend erholen und Ihre Aktivitäten langsam wieder aufnehmen. Etwa vier Wochen danach wird eine Ultraschalluntersuchung in meiner Praxis durchgeführt, wo ich den Heilungsprozess überprüfen kann. Die medikamentöse Behandlung sollte fortgesetzt und regelmäßig Blutdruck, Diabetes und Cholesterinspiegel überwacht werden.
Nach der Operation können Wundschmerzen auftreten, die mit leichten Schmerzmitteln behandelt werden
können. Es kann zu Schwellungen und Blutergüssen kommen, die sich in der Regel innerhalb von zwei Wochen zurückbilden. Wundinfektionen kommen eher selten vor. Manche Patienten berichten von Taubheitsgefühlen im Narbenbereich, die allerdings in den meisten Fällen nach einigen Wochen wieder verschwinden. Die Hautnähte entferne ich je nach Material nach etwa sieben Tagen. Normale Aktivitäten können schnell wieder aufgenommen werden, jedoch sollten Sie bis zu drei Wochen mit Schwimmen oder Saunabesuchen warten.
Wie gefährlich ist Carotisstenose?
Eine Carotisstenose ist gefährlich, da sie oft unentdeckt bleibt und das Schlaganfallrisiko erhöht. Dabei kann die Verengung auf zwei Arten zu einem Schlaganfall führen: Entweder blockiert sie den Blutfluss zum Gehirn oder Teile davon lösen sich ab und verstopfen die Blutgefäße im Gehirn.
Heutzutage ist die Embolie, wenn sich Material aus dem Plaque löst, die häufigere Ursache für Schlaganfälle. Etwa 20 Prozent aller Schlaganfälle werden durch Verengungen in den Halsschlagadern verursacht. Das Risiko steigt mit dem Grad der Verengung, wobei Menschen ohne Symptome ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben, wenn ihre Halsschlagadern stark verengt sind. Zum Beispiel beträgt das jährliche Risiko bei einer Verengung von mehr als 50 Prozent etwa ein bis zwei Prozent und bei einer Verengung von 80 Prozent etwa fünf Prozent. Um das Risiko zu senken, ist oft eine Operation die beste Option. Sie hat sich als wirksamste Form der Schlaganfallvorbeugung erwiesen, da nicht nur die Verengung beseitigt wird, sondern auch das gesamte Material, das zu weiteren Schlaganfällen führen könnte.
Wie lange ist die Lebenserwartung bei einer Carotisstenose?
Die Lebenserwartung bei Carotisstenose variiert je nach Schweregrad der Stenose, Alter und Gesundheitszustand des Patienten. Die operative Therapie der Stenosen in der Arteria carotis interna ist jedoch gut erforscht und hat sich als wirksam erwiesen. Die rechtzeitige Behandlung der Carotisstenose kann das Risiko von schwerwiegenden Komplikationen wie Schlaganfällen erheblich reduzieren und die Lebensqualität der Patienten verbessern.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die Kosten für Diagnose und Therapie einer Carotisstenose werden grundsätzlich von den Sozialversicherungsträgern übernommen. In meiner Wahlarztpraxis werden die Kosten nicht direkt mit Ihrer Krankenkasse verrechnet und Sie müssen die Rechnung dann bei Ihrem zuständigen Krankenversicherungsträger einreichen. Die Rückerstattung erfolgt in der Regel in Höhe von maximal 80 Prozent des Tarifs.
Wenn ein Krankenhausaufenthalt aufgrund einer Carotisstenose erforderlich ist, werden die Kosten über die Krankenhausabteilung abgerechnet. Dabei ist üblicherweise ein Kostenbeitrag pro Tag zu entrichten.